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An jedem Versammlungsabend war ein Beauftragter der Gestapo zur Stelle und jedes Wort, das gesprochen wurde, musste wohl bedacht werden. Unbedachtsamkeit hätte bewirken können, dass mit einem Federstrich der Kolpingverein der Auflösung und Beschlagnahme des Vermögens ausgeliefert worden wäre. Das Intrigenspiel nationalsozialistischer Führung, die zwar einen Gesellentag in München im Jahre 1933 genehmigte, tausende Gesellen mit ihren Kolpingsbannern zureisen und aufmarschieren ließ, dann aber vor Ablauf der Festtage die Genehmigung zurückzog, Banner einrollen und Gesellen vorzeitig abreisen ließ, mit der Begründung, die kochende Volksseele Münchens hätte Front gemacht gegen solchen konfessionellen Aufmarsch, setzte dem Kolpingverein auch in Hamm bald zu. So setzte Herr Ley, nationalsozialistischer Arbeitsfrontführer, eine Verordnung um, nach der es Mitgliedern der Arbeitsfront verboten war, dem katholischen Gesellenverein bzw. dem Kolpingswerk anzugehören. Zu Beginn dieser Epoche zählte die Kolpingfamilie Hamm 296 aktive Gesellen, 15 provisorische Mitglieder und 420 Ehrenmitglieder, wie sei damals noch hießen. | An jedem Versammlungsabend war ein Beauftragter der Gestapo zur Stelle und jedes Wort, das gesprochen wurde, musste wohl bedacht werden. Unbedachtsamkeit hätte bewirken können, dass mit einem Federstrich der Kolpingverein der Auflösung und Beschlagnahme des Vermögens ausgeliefert worden wäre. Das Intrigenspiel nationalsozialistischer Führung, die zwar einen Gesellentag in München im Jahre 1933 genehmigte, tausende Gesellen mit ihren Kolpingsbannern zureisen und aufmarschieren ließ, dann aber vor Ablauf der Festtage die Genehmigung zurückzog, Banner einrollen und Gesellen vorzeitig abreisen ließ, mit der Begründung, die kochende Volksseele Münchens hätte Front gemacht gegen solchen konfessionellen Aufmarsch, setzte dem Kolpingverein auch in Hamm bald zu. So setzte Herr Ley, nationalsozialistischer Arbeitsfrontführer, eine Verordnung um, nach der es Mitgliedern der Arbeitsfront verboten war, dem katholischen Gesellenverein bzw. dem Kolpingswerk anzugehören. Zu Beginn dieser Epoche zählte die Kolpingfamilie Hamm 296 aktive Gesellen, 15 provisorische Mitglieder und 420 Ehrenmitglieder, wie sei damals noch hießen. | ||
In die Zeit des 2. Weltkriegs fiel im September 1943 die Versetzung des Präses, Vikar Holtgreve, als Pfarrer nach Dortmund-Marten. Seine Stelle wurde nicht wieder besetzt, so dass die Kolpingfamilie in Hamm bis zum Jahr 1946 ohne geistliche Führung blieb. | |||
Der Luftkrieg der Alliierten führte zudem zu großen Zerstörungen an den Kolpinggebäuden. Am 2. Oktober 1944 wurden die beiden Häuser an der Brüderstraße und an der Oststraße in Mitleidenschaft gezogen, konnten aber nochmals kurzfristig nutzbar gemacht werden. Der große Saal zwischen den beiden Häusern wurde allerdings komplett vernichtet. Doch schon zwei Monate später, am 5. Dezember 1944 wurden die noch bestehenden Häuser der Kolpingsfamilie weitestgehend zerstört. | |||
Doch langsam und stetig wuchs bei uns die Zahl der Austrittserklärungen. Der Stamm alter Handwerkstradition konnte am 14. und 15. Oktober 1934 das 75. Stiftungsfest der Kolpingsfamilie Hamm unter der Devise „Gott und Volk, Volk und Stand, Stand und Staat“ feiern. Am 3. Dezember 1934 wurde in Hamm die Altkolping-Gruppe auf den Plan gerufen, deren ersten Altsenior Willi Mittler wurde. | Doch langsam und stetig wuchs bei uns die Zahl der Austrittserklärungen. Der Stamm alter Handwerkstradition konnte am 14. und 15. Oktober 1934 das 75. Stiftungsfest der Kolpingsfamilie Hamm unter der Devise „Gott und Volk, Volk und Stand, Stand und Staat“ feiern. Am 3. Dezember 1934 wurde in Hamm die Altkolping-Gruppe auf den Plan gerufen, deren ersten Altsenior Willi Mittler wurde. |