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=== In der NS-Zeit === | === In der NS-Zeit === | ||
Über die Zeit des nationalsozialistischen Regimes gibt ein ausführlicher Bericht der Kolpingfamilie Hamm aus dem Jahr 1946 Auskunft. Danach verlief das Jahr 1933 für das Vereinsleben noch relativ uneingeschränkt. Auch im Jahr 1934 bestanden im Gesellenverein Hamm noch eine Bäcker-, Schneider-, Schreiner- und Schlosserfachabteilung, neben denen noch laufend Allgemeinkurse durchgeführt wurden. Eine Gesang-, Musik- und Theaterabteilung, ferner ein Trommlerkorps, ein Quartett und sogar eine Turnabteilung fehlten nicht. Das Gesellenhaus florierte, Küche, Hospiz und Wirtschaft waren voll beschäftigt und eine Nähschule unter Leitung einer Ordensschwester erfreute sich guten Zuspruchs. Der Verein veranstaltete sein traditionelles Gänseköppen, organisierte Familienausflüge in die Umgebung Hamms, veranstaltete im eigenen Hause Karneval- und Tanzvergnügen und erfreute sich eines Riesenbesuchs bei seinen Theaterveranstaltungen, die meistens plattdeutscher Art waren. | Über die Zeit des nationalsozialistischen Regimes gibt ein ausführlicher Bericht der Kolpingfamilie Hamm aus dem Jahr 1946 Auskunft. Danach verlief das Jahr 1933 für das Vereinsleben noch relativ uneingeschränkt. Zum 1. Mai 1933 - dem Tag der Arbeit - schritten dann Kolpingbanner und Hakenkreuzfahne Seite an Seite. Auch im Jahr 1934 bestanden im Gesellenverein Hamm noch eine Bäcker-, Schneider-, Schreiner- und Schlosserfachabteilung, neben denen noch laufend Allgemeinkurse durchgeführt wurden. Eine Gesang-, Musik- und Theaterabteilung, ferner ein Trommlerkorps, ein Quartett und sogar eine Turnabteilung fehlten nicht. Das Gesellenhaus florierte, Küche, Hospiz und Wirtschaft waren voll beschäftigt und eine Nähschule unter Leitung einer Ordensschwester erfreute sich guten Zuspruchs. Der Verein veranstaltete sein traditionelles Gänseköppen, organisierte Familienausflüge in die Umgebung Hamms, veranstaltete im eigenen Hause Karneval- und Tanzvergnügen und erfreute sich eines Riesenbesuchs bei seinen Theaterveranstaltungen, die meistens plattdeutscher Art waren. | ||
Auch gab es noch einen eigenen staatlich anerkannten Arbeitsnachweis, der aber schon bald dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel. Durch das Konkordat zwischen dem Vatikan und der NS-Regierung aus dem Jahr 1934 wurde der katholische Gesellenverein Hamm wie auch seine Dachorganisation gezwungen, derartige Aufgaben an den Staat abzugeben. Zudem mussten sich alle Verein unter dem Titel "Kolpingverein" umbenennen. | Auch gab es noch einen eigenen staatlich anerkannten Arbeitsnachweis, der aber schon bald dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel. Durch das Konkordat zwischen dem Vatikan und der NS-Regierung aus dem Jahr 1934 wurde der katholische Gesellenverein Hamm wie auch seine Dachorganisation gezwungen, derartige Aufgaben an den Staat abzugeben. Zudem mussten sich alle Verein unter dem Titel "Kolpingverein" umbenennen. | ||
Im Sommer 1934 gab die Theaterabteilung das plattdeutsche Stück „De Weitkämpers“. Hier gab es die ersten größeren Schwierigkeiten zu überwinden. Zunächst einmal musste von den neuen Inhabern der Staatsgewalt die Genehmigung eingeholt werden, das Stück öffentlich aufführen zu dürfen. Als dieses mit List und Tücke erreicht war, verbot man den Gesellen, durch Plakataushang auf die Aufführung aufmerksam zu machen. | Im Sommer 1934 gab die Theaterabteilung das plattdeutsche Stück „De Weitkämpers“. Hier gab es die ersten größeren Schwierigkeiten zu überwinden. Zunächst einmal musste von den neuen Inhabern der Staatsgewalt die Genehmigung eingeholt werden, das Stück öffentlich aufführen zu dürfen. Als dieses mit List und Tücke erreicht war, verbot man den Gesellen, durch Plakataushang auf die Aufführung aufmerksam zu machen. | ||
An jedem Versammlungsabend wareinen Beauftragten der Gestapo zur Stelle und jedes Wort, das gesprochen wurde, musste wohl bedacht werden. Unbedachtsamkeit hätte bewirken können, dass mit einem Federstrich der Kolpingverein der Auflösung und Beschlagnahme des Vermögens ausgeliefert worden wäre. Das Intrigenspiel nationalsozialistischer Führung, die zwar einen Gesellentag in München im Jahre 1933 genehmigte, tausende Gesellen mit ihren Kolpingsbannern zureisen und aufmarschieren ließ, dann aber vor Ablauf der Festtage die Genehmigung zurückzog, Banner einrollen und Gesellen vorzeitig abreisen ließ, mit der Begründung, die kochende Volksseele Münchens hätte Front gemacht gegen solchen konfessionellen Aufmarsch, setzte dem Kolpingverein auch in Hamm bald zu. So setzte Herr Ley, nationalsozialistischer Arbeitsfrontführer, eine Verordnung um, nach der es Mitgliedern der Arbeitsfront verboten war, dem katholischen Gesellenverein bzw. dem Kolpingswerk anzugehören. Zu Beginn dieser Epoche zählte die Kolpingfamilie Hamm 296 aktive Gesellen, 15 provisorische Mitglieder und 420 Ehrenmitglieder, wie sei damals noch hießen. | |||
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