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Urkunde 1265 Juni 11

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Wappen der Grafen von der Mark

Papst Clemens IV. verwirft am 11. Juni 1265 die Postulation des Grafen Engelbert von der Mark zum Bischof von Osnabrück. Die Urkunde wurde in Perugia ausgestellt.

Wortlaut

Die Urkunde ist in lateinischer Sprache verfasst und wird nach Philippi/Bär (S. 225-226) zitiert: [1]

.. decano et capitulo Osnaburgensibus.
Ecclesia vestra pastoris solatio destituta vos ad tractandum de futuri substitutione pntificis, prout moris est, convenientes in unum dilectum filium Engelbertum comitem de Marcha, nunc clericum sed tunc temporis laicum, in ipsius ecclesie episcopum concorditer ac unanimiter postulatis et dilectis filiis magistris Bertramo et Gerlaco concanonicis vestris ad sedem apostolicam propter hoc specialiter destinatis primo per eos felicis recordationis Urbano pape predecessori nostro et demum nobis in ejus locum licet immeritis substitutis, ut postulationem eandem tamquam de persona Deo grata, accepta clero et populo Osnaburgensibus et ipsi ecclesie admodum profutura, ab ipsis taliter celebratum dignaremur admittere, fuit ex parte vestra humiliter supplicatum.Et quidem morum honestas, integritas fidei et devotionis constantia, quibus insigniri proponitur idem comes, necnon singularis ejus industria ut ejus, per quam a suis liberari possit oppressionibus ipsa ecclesia, potentiam taceamus, multum interpellabant pro eo, immo nos cogebant quodammodo condescendere votis vestris. Nam etsi sit insolitum assumi laicos ad fastigium pastorale, interdum tamen ex causa legitur esse factum, sicut de beatis Severo et Ambrosio, quorum vita sic fuit eorum suffragantibus meritis gloriosa, quod exempla cunctis beatitudinis post se relinqunetes in terris hiis, qui presunt gregi dominico, formam vivendi specialiter tribuunt et exemplar. Rursus non electus a vobis improvide fuerat idem comes, quod quidem sacri canones improbabant, immo humiliter, quod non invenitur a jure prohibitum, postulatur. Ex hiis namque petito vestra multum sibi vendicabat favoris, ut jam digne non videretur posse repelli a gratia, que tot fulciebatur suffragiis et patrociniis juvabatur. Sed cum a summo patrefamilias nobis ispensatio ministeriorum sit credita domus Dei et propter hoc, ne circa ministrorum ordinationem ipsius quid inordinate vel prepostere aut etiam indecenter agatur in ea, sollicitis oporteat nos excubiis vigilare, quomodo tolerare seu dissimulare poterimus illum episcopum fieri, qui in nullo gradu prius obsecutus fuerat sacerdoti, quodque ei gubernacula committantur ecclesie, qui ipsius instituta non didicit nec aliquo tempore se exercuit circa ipsa. Presertim cum legitime sanctiones illum notent de ambitu, qui sine suffragio temporis, sine laboris merito ad honores seculi non est veritus aspirare. Nec quod de sanctis ipsis premisimus ad obtinendam dignitatem hujusmodi ei suffragari poterat in hac parte, tum ex eo, quod privilegia paucorum legem communem non faciunt, tum ex eo etiam, quod sub lege non sunt juxta verbm apostoli, qui spiritu Dei aguntur et eorum ordinationem seu provisionem non est dubium inspiratione factam fuisse divina, sicut ex evidentibus signis et indiciis colligitur magnifestis. Ceterum et si postulation hujusmodi non prohibeatur a canone fieri, quia tamen admitti eam consuetudini Romane ecclesie dinoscitur adversari, nos ipsi consuetudini, prout convenit, inherentes eandem postulationem non in odium postulantium seu postulate persone, que multis attolitur meritis probitatis, sed propter honestatem ecclesie de fratrum nostrorum consilio non duximus admittendam. Ne vero ecclesia vestra deploret diutius viduitatis incommoda et in spiritualibus et temporalibus gravia ex defectu pastoris sustineat detrimenta, licet eidem ecclesie providere possemus, volentes tamen vobis in hoc gratiam facere specialem universitati vestre mandamus, quatinus ipsi ecclesie vestre de alia quam comitis ipsius persona, dum tamen ydonea, curetis de consilio et assensu dilectorum filiorum .. abbatis monasterii in Latha Cisterciensis ordinis Mindensis diocesis, .. prioris fratrum Predicatorum Mindensium et .. guardiani fratrum Minorum Osnaburgensium per electionem canonicam seu postulationem concordem sublato more dispendio Deum habentes pre oculis provideri. Nos enim decernimus irritum et inane, quidquid contra mandati nostri tenorem super hoc contigerit attemptari. Datum Perusii, III Idus Junii, anno primo.

Übersetzung

Übersetzt ins Deutsche lautet der Urkundentext wie folgt:

... dem Dekan und Kapitel von Osnabrück (Osnaburgensibus).

Eure Kirche war ohne den Trost eines Hirten, und ihr habt euch, wie es Brauch ist, zur Beratung über die Wahl eines künftigen Bischofs versammelt. Ihr habt einstimmig und einmütig unseren geliebten Sohn Engelbertus, den Grafen von der Mark (Marcha), damals Laie, jetzt aber Kleriker, zum Bischof derselben Kirche postuliert. Daraufhin wurde an den Apostolischen Stuhl eine demütige Bitte von euch gerichtet, übermittelt durch unsere geliebten Söhne, die Magister Bertramus und Gerlacus, eure Mitkanoniker, die eigens dafür entsandt wurden. Zuerst an unseren Vorgänger, Papst Urbanus seligen Angedenkens, und schließlich an uns, der wir unwürdigerweise an seine Stelle getreten sind. Es wurde gebeten, diese Postulation anzunehmen, da die postulierte Person Gott wohlgefällig, dem Klerus und Volk von Osnabrück genehm und für die Kirche selbst sehr nützlich sei.

Die Ehrbarkeit seiner Sitten, die Lauterkeit seines Glaubens und die Beständigkeit seiner Frömmigkeit, durch die der besagte Graf ausgezeichnet ist, sowie seine einzigartige Tatkraft – ganz zu schweigen von seiner Macht, durch die die Kirche von Unterdrückung befreit werden könnte – sprachen sehr für ihn, ja, sie zwangen uns gewissermaßen, euren Wünschen nachzukommen. Denn auch wenn es ungewöhnlich ist, dass Laien zum Hirtenamt erhoben werden, so ist es doch zuweilen aus berechtigtem Grund geschehen, wie bei den seligen Severus und Ambrosius, deren Leben durch ihre Verdienste so glorreich war, dass sie allen ein Beispiel des Heils hinterließen und jenen, die der Herde des Herrn vorstehen, eine besondere Lebensform und ein Vorbild gaben.

Zudem war derselbe Graf von euch nicht unbedacht gewählt worden, was die heiligen Kanones missbilligen würden, sondern er wurde in Demut postuliert, was vom Recht nicht verboten ist. Aus diesen Gründen beanspruchte eure Bitte so viel Gunst, dass sie nicht würdig schien, von der Gnade abgewiesen zu werden, die durch so viele Befürwortungen gestützt und durch so viele Schutzherrschaften gefördert wurde.

Da uns aber vom höchsten Hausvater die Verwaltung der Ämter im Hause Gottes anvertraut ist, und wir deshalb mit wachsamer Sorge darüber wachen müssen, dass bei der Einsetzung der Amtsträger nichts Ungeordnetes, Vorgezogenes oder Unschickliches geschieht, wie könnten wir es dulden oder übersehen, dass jemand Bischof wird, der zuvor in keinem geistlichen Rang gedient hat und dem die Leitung der Kirche anvertraut wird, obwohl er deren Satzungen nicht gelernt hat und sich zu keiner Zeit mit ihnen befasst hat? Insbesondere, da rechtmäßige Bestimmungen denjenigen des Ehrgeizes bezichtigen, der sich ohne zeitliche Erfahrung und ohne den Verdienst der Arbeit an die Ehrenämter der Welt zu drängen wagt. Auch was wir über jene Heiligen vorausgeschickt haben, konnte ihm in dieser Sache nicht zum Erwerb dieser Würde verhelfen, zum einen, weil die Vorrechte weniger nicht zum allgemeinen Gesetz werden, zum anderen, weil sie, wie das Wort des Apostels sagt, nicht unter dem Gesetz stehen, die vom Geist Gottes geleitet werden, und an ihrer Einsetzung oder Versorgung ist nicht zu zweifeln, dass sie durch göttliche Inspiration geschehen ist, wie aus offenkundigen Zeichen und klaren Beweisen geschlossen werden kann.

Daher, auch wenn eine solche Postulation von den Kanones nicht verboten ist, da aber bekannt ist, dass ihre Annahme der Gewohnheit der römischen Kirche widerspricht, haben wir uns an diese Gewohnheit gehalten, wie es sich gehört. Wir haben beschlossen, diese Postulation nicht anzunehmen, nicht aus Abneigung gegen die Postulierenden oder die postulierte Person, die durch viele Verdienste der Rechtschaffenheit hervorgehoben wird, sondern um der Ehrbarkeit der Kirche willen und nach dem Rat unserer Brüder.

Damit eure Kirche nicht länger die Nachteile der Witwenschaft beklagt und in geistlichen und weltlichen Dingen schwere Nachteile durch das Fehlen eines Hirten erleidet – obwohl wir selbst für diese Kirche vorsorgen könnten – wollen wir euch in dieser Hinsicht eine besondere Gnade erweisen. Wir befehlen euch allen, dass ihr für eure Kirche eine andere als die Person des Grafen, jedoch eine geeignete Person, unter dem Rat und mit Zustimmung des geliebten Sohnes, des Abtes des Klosters in Latha des Zisterzienserordens in der Diözese Minden (Mindensis), des Priors der Predigerbrüder von Minden (Mindensium) und des Guardians der Minderbrüder von Osnabrück (Osnaburgensium), durch eine kanonische Wahl oder eine einmütige Postulation und ohne unnötige Verzögerung, vorsorgt, indem ihr Gott vor Augen habt. Denn wir erklären alles, was gegen den Inhalt unseres Mandats in dieser Angelegenheit versucht werden sollte, für ungültig und nichtig.

Gegeben zu Perugia, am 3. Iden des Juni (11. Juni), im ersten Jahr [unseres Pontifikats].

Literatur

  • Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901

Anmerkungen

  1. vgl. Philippi/Bär: Osnabrücker Urkundenbuch. Band III. Die Urkunden der Jahre 1251-1280. Osnabrück 1899. S. 225-226

Siehe auch