Urkunde 1250 Juli
Erzbischof Conrad von Köln bekundet im Juli 1250, dass das Cunibertstift in Köln das Schultheißenamt des Hofes Berdinc einem gewissen Heinrich übergeben habe. Als einer der Zeugen tritt Graf Engelbert von der Mark in der Urkunde auf.
Wortlaut
Die Urkunde ist in lateinischer Sprache verfasst. Ihr Wortlaut wird nach dem WUB Band 7 (S. 320-321) zitiert: [1]
Conradus Dei gracia sancte Coloniensis ecclesie archiepiscopus, sacri imperii per Ytaliam archicancellarius universis presens scriptum visuris in Domino salutem. Noverit universitas vestra, quod cum ecclesia sancti Cuniberti Coloniensis gravia dampna pluribus annis sustinuerit eo, quod Erenbertus quondam villicus de Berdinc pensionem de eadem curte debitam ecclesie non persolvit, ideo Gerlacus prepositus, Bernerus decanus totumque capitulum sancti Cuniberti de communi consilio et consensu curtem ipsam cum omnibus attinentiis et iuribus suis de consensu ipsius Eremberti Henrico fratri ipsius ad vitam suam concesserunt, qui eam quamdiu vixerit libere possidebit. Ipse quoque Erenbertus et uxor eius ac filie eorum et omnes fratres Eremberti, clerici et laici, et soror eorundem Heiewig ac maritus ipsius Albertus de Niheim ac mater eorundem fratrum litteris prius habitis omni actioni et iuri, quod se in predicta curte habere dicebant, coram familia curtis, marscalco, iudice ac scabinis de Werle voluntarie ac libere renunciaverunt. Si vero Henricus premoriatur matre superstite, singulis annis quamdiu vixerit dabuntur ipsi de curte VI maldra siliginis et totidem ordei Werlensis mensure. Idem etiam Henricus omnes casus fortuitos videlicet grandinis, incendii, hostilitatis ac sterilitatis et omnes alios casus fortuitos, qui evenire solent vel poterunt, et omnia pericula ac dampna in se recepit et omni iuris beneficio, quod sibi posset in contrarium suffragari, renunciavit. Qui omni casu contingente ad Statutes terminos debitam et consuetam in moneta Coloniensi integre persolvet pensionem, quam suis expensis et periculo integre solvet et Colonie capitulo presentabit. Termini solutionis hii sunt: Ad Vincula Petri solvet VIII marcas et VIII solidos, in festo Martini L solidos, preterea XVI solidos et VI denarios qui solebant solvi in festo sanctorum Cosme et Damiani, in Purificatione beate Marie X marcas et II maldra albe pise, in Susato requiret et colliget VIII marcas et IIIIor solidos monete Susatiensis. De hiis recipiet villicus III solidos pro suo labore et expensis et hos denarios similiter Colonie capitulo presentabit, sed sine pena. Si vero ad predictos terminos pensio integre soluta non fuerit, ipse Henricus omne dampnum ex mora solutionis proveniens capitulo restituere debebit. Qui si in aliquo predictorum terminorum pensionem non solvent et post terminum per mensem a solutione cessaverit, finito mense cadet ab omni iure quod in ipsa curte habebat et nichilominus pensionem tocius temporis persolvet, nisi propter impedimentum legitimum et manifestam necessitatem valeat excusari. Qui tamen posi terminum debitam solvet pensionem, sed si forte propter culpam capituli Henricus dampnum aliquod habuerit, de quo sibi capitulum de iure satisfacere teneatur, salvum erit ipsi contra capitulum iuris beneficium et in hoc casu non cadet a iure curtis. Idem quoque Henricus omnia iura curlis et omnia pertinentia ad curtem in suo iure fideliter conservabit et defendet et alienata pro posse et nosse recuperare et curtem ipsam studebit ad statum debitum reducere et reformare, nichil pertinens ad curtem sive villicationem vendet vel impignorabit nec quicquam alio modo alienabit in dampnum curtis et ecclesie, curtem ipsam bene reedificabit et edificatam et bene instructam ecciesie relinquet. Idem quoque Henricus promisit et iuravit, quod omnia premissa observabit et ea fideliter adimplebit. Quod si non fecerit vel quicquam in contrarium facere attemptaverit, ipso facto erit omni iure suo quod habuit in curte sive villicatione privatus et periurus et omne dampnum exinde proveniens ecclesie restituet memorate. Mortuo quoque sepedicto Henrico vel si quocunque modo alio curtem vacare contigerit, ipsa cum omnibus pertinentiis suis, iuribus et cum omni integritate ad ecclesiam sancti Cuniberti libere revertetur et nullus heredum vel consanguineorum ipsius Henrici aliquid iuris habebit in curte memorata. Ut autem premissa omnia fideliter observentur et rata permaneant et ne aliqua in posterum ab aliquo capitulo questio super predicta curte moveatur vel resuscitetur, idem capitulum novissime remisit sexaginta marcas; et primo remiserat XXVI marcas de pensione que ipsi debebatur de curte memorata. In huius rei testimonium presentem litteram nostro ac nobilium virorum Godefridi de Arnesberg et Engilberti de Marchia comitum, oppidi de Werle, predicte ecciesie sancti Cuniberti ac magistri Johannis scolastici maioris ecclesie Coloniensis sigillis fecimus communiri. Acta sunt hec anno Domini M°CC°L°, mense Julio.
Übersetzung
Übersetzt ins Deutsche lautet die Urkunde wie folgt:
Conradus, von Gottes Gnaden Erzbischof der heiligen Kölner Kirche, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches durch Italien, allen, die dieses Schreiben einsehen werden, Gruß im Herrn.
Eure Gesamtheit möge wissen, dass, da die Kirche des heiligen Cunibert in Köln (Coloniensis) über viele Jahre schwere Schäden erlitten hat, weil Erenbertus, einst Villikus von Bedinghausen (Berdinc), die dem Hof geschuldete Abgabe der Kirche nicht entrichtete, Gerlacus, Propst, Bernerus, Dekan, und das gesamte Kapitel des heiligen Cunibert mit gemeinsamem Rat und Konsens den Hof selbst mit all seinen Zugehörigkeiten und Rechten mit Zustimmung desselben Erembertus dessen Bruder Heinrich auf Lebenszeit überlassen haben, der ihn, solange er lebt, frei besitzen wird.
Auch derselbe Erenbertus und seine Ehefrau und ihre Töchter und alle Brüder Erembertus', Geistliche und Laien, und deren Schwester Hedwig (Heiewig) und deren Ehemann Albertus von Neheim (Niheim) sowie die Mutter derselben Brüder haben unter Vorlage früherer Urkunden vor der Dienerschaft des Hofes, dem Marschall, dem Richter und den Schöffen von Werl (Werle) freiwillig und ungehindert auf jede Klage und jedes Recht, das sie nach eigener Aussage an dem vorgenannten Hof hatten, verzichtet.
Sollte aber Heinrich vor seiner Mutter sterben, so sollen ihr, solange sie lebt, jährlich vom Hof sechs Malter Roggen und ebenso viel Gerste nach Werler (Werlensis) Maß gegeben werden. Derselbe Heinrich hat auch alle zufälligen Fälle, nämlich Hagel, Brand, Feindseligkeiten und Unfruchtbarkeit und alle anderen zufälligen Fälle, die eintreten können oder zu geschehen pflegen, sowie alle Gefahren und Schäden auf sich genommen und auf jegliches Rechtsvorteil verzichtet, das ihm im Gegenteil zugute kommen könnte. Er wird in jedem Fall die geschuldete und übliche Abgabe in Kölner Münze zu den festgesetzten Terminen vollständig entrichten, die er auf eigene Kosten und Gefahr vollständig bezahlen und dem Kölner Kapitel vorlegen wird.
Die Zahlungstermine sind diese:
Zu Petri Kettenfeier (Ad Vincula Petri) zahlt er 8 Mark und 8 Schillinge.
Am Martinsfest 50 Schillinge, dazu 16 Schillinge und 6 Denare, die am Fest der heiligen Cosmas und Damian zu zahlen waren.
Am Mariä Lichtmess (Purificatione beate Marie) 10 Mark und 2 Malter weiße Erbsen.
In Soest (Susato) wird er 8 Mark und 4 Schillinge Soester Münze einfordern und einsammeln.
Davon erhält der Verwalter (Villikus) 3 Schillinge für seine Arbeit und Ausgaben, und diese Denare wird er ebenfalls dem Kölner Kapitel vorlegen, aber ohne Strafe. Sollte aber die Abgabe zu den vorgenannten Terminen nicht vollständig entrichtet werden, so muss Heinrich dem Kapitel jeden aus der Zahlungsverzögerung entstehenden Schaden ersetzen. Sollte er in einem der vorgenannten Termine die Abgabe nicht zahlen und nach dem Termin einen Monat lang die Zahlung eingestellt haben, so verliert er nach Ablauf des Monats jedes Recht, das er an dem Hof hatte, und zahlt nichtsdestotrotz die Abgabe für die gesamte Zeit, es sei denn, er kann sich wegen eines rechtmäßigen Hindernisses und offensichtlicher Notwendigkeit entschuldigen. Er wird jedoch nach dem Termin die geschuldete Abgabe zahlen; sollte aber Heinrich durch Verschulden des Kapitels irgendeinen Schaden erlitten haben, für den das Kapitel ihm von Rechts wegen Genugtuung schuldet, so bleibt ihm das Rechtsvorteil gegenüber dem Kapitel gewahrt, und in diesem Fall verliert er das Recht am Hof nicht.
Derselbe Heinrich wird auch alle Rechte des Hofes und alles zum Hof Gehörige nach seinem Recht getreulich bewahren und verteidigen und Entfremdetes nach Kräften und Wissen wiedererlangen und den Hof selbst in den gebührenden Zustand zurückführen und reformieren. Er wird nichts, was zum Hof oder zur Villikation gehört, verkaufen oder verpfänden, noch auf andere Weise zum Schaden des Hofes und der Kirche veräußern. Er wird den Hof selbst gut wieder aufbauen und ihn aufgebaut und gut ausgestattet der Kirche hinterlassen. Derselbe Heinrich hat auch versprochen und geschworen, dass er alles Vorgenannte beachten und getreulich erfüllen wird. Sollte er dies nicht tun oder etwas Gegenteiliges zu tun versuchen, so wird er ipso facto jedes Rechts, das er am Hof oder an der Villikation hatte, beraubt sein und des Meineids überführt, und er wird der genannten Kirche jeden daraus entstehenden Schaden ersetzen.
Stirbt auch der oft genannte Heinrich oder sollte der Hof auf andere Weise frei werden, so fällt er mit all seinen Zugehörigkeiten, Rechten und in voller Unversehrtheit frei an die Kirche des heiligen Cunibert zurück, und keiner der Erben oder Verwandten desselben Heinrich wird irgendein Recht an dem genannten Hof haben.
Damit aber alles Vorgenannte getreulich beachtet und gültig bleibt und damit in Zukunft von keinem Kapitel eine Frage bezüglich des vorgenannten Hofes aufgeworfen oder wiederbelebt wird, hat dasselbe Kapitel zuletzt sechzig Mark nachgelassen; und zuerst hatte es sechsundzwanzig Mark von der Abgabe, die ihm vom genannten Hof geschuldet wurde, nachgelassen.
Zum Zeugnis dessen haben wir dieses Schreiben mit unserem Siegel sowie den Siegeln der Edelmänner Godefridus von Arnsberg (Arnesberg) und Engelbert von der Mark (Marchia), der Stadt Werl (Werle), der vorgenannten Kirche des heiligen Cunibert und des Meisters Johannes, Scholastiker der größeren Kölner Kirche, bekräftigen lassen. Dies geschah im Jahre des Herrn 1250, im Monat Juli.
Literatur
- Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901
Anmerkungen
- ↑ Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901