Urkunde 1227
Erzbischof Heinrich von Köln bekundet im Jahr 1227, dass das Kloster Herdecke die Vogtei über das Kloster von Bruno von Stipel resp. Brunsten von Westrem, dem sie der erstere verpfändet hatte, zurückerworben und Dienstleuten des Klosters übertragen hat. In der Urkunde tritt Adolf von der Mark als Graf von Altena als Zeuge auf.
Wortlaut
Die Urkunde ist aus dem Lateinischen in mittelniederdeutscher Sprache übersetzt worden. Ihr mittelniederdeutscher Wortlaut mit dem lateinischen Übersetzungsvermerk wird nach dem WUB Band 7 (S. 124-125) zitiert: [1]
In namen der heiliger und ondeilbarer Dreyfeldicheit amen. Heinrich van Godtz gnaden der heiliger kyrchen zo Collen ertzbischoff allen christgloufigen zu wilchen disse schrift kommen wirdt zor ewicheit. Dwyll die vermessenheit der boesen ongerechlen dair arbeit zcu verderflfenis der kyrchen, dairumb die fromme vorsichticheit mit gantzem ernst dohin upwachet, dat der boesen vurnemmen zorugge und der gueden upsaiß furderlich gain moegen, so haven die itzigen zo erkennen und die kunilligen zo wissen dat als die abdissin und convent Unser Liever Frouwen zo Hirreke vursiehen haven, dat irer kyrchen groiß verderfniß aenstaende were, dat Bruno evn riddermeessiger van Stipele vaigt derselver kyrchen zo Hirreke widder berortte kyrche etwes boeses als mit verkouffong der vaigtdyen, wilche die kyrche vur XL marck van demselvigen Brunen verunderphandet hette, furgenommen, vurgesagte abdissin und convent begirich irer kyrchen standt gesundt zu behalten, mit rhaidt und fordrong hern Engelberts milder gedechteniß ertzbischofes zo Collen unsers vurseeßen haven genantem Bruynen vor dieselve vaigdye eyne summe geldtz gegeven uff genommen burgschaft und sicherong van demselven Bruynen, dat er bereidt were dair van zo doin alles wes vurgesagter kyrchen beheghlich und angnemich were und nutzlich und geraden zo syn beduchte, dairumb Brunstenus riddermessiger van Westerem hait mit consent der kyrchen dieselve vaigdye van berorten Bruynen in leensgewyß angenommen, biß zor zyt derselve Bruyn dieselve mit gefallen der kyrchen gentzlichen widderumb ubergeven hette, hait ouch vurgenanter Brunstenus vermidtz synem eyde burgschaft gedain, dat noch er noch syne erven ietwes van der itzgesagter vaigdyen doin sullen anders dan derselver kyrchen doegelich und nutzlich syn wurde. Dairnah ouch derselve Brunstenus mit consent und rhait der kyrchen soliche vorgemelte vaigdye zo lehen vergundt und verlehent Godschalken dem bouwerman van Haldene und Bruynwarden desselven Gotschalchks brodere als dienstluyden der kyrchen vurs. Und alß nu soliche verlehnong vurs. geschiet, haven die drey als Brunstenus, Godschalch und Brunward dieselve vaigdye der vurg. kyrchen verunderphaadt vur dreyhondert roarck van unserm consent und derghienen, die dairmitten belehent waren, als Adolfs graiffen van Altena, Heinrichen castellein van Volmutsten, Bernhardt riddermessigen van Strunkethe, wilche by der lehnong und verunderphandong gegenwirdich gewesen und dairinne begerlich genoich bewilligheten. Und setzen ouch zo ewiger gedechteniß unverbruchlich zo halten und gehalten zo werden, dat die verlenong der vaygtdyen wilche geschiet is van Brunsteen, Godschalcken und Brunwarden wie vurgesacht, auch iren erven geschiehen sall im mangell und erledigong des rechten dat herwede heischet; so aver ire erven nyt en weren, alssdan anderen, wilche vurgenante kyrch wulde, die dan der kyrchen diener synt, sullen in yre recht als nemlich Godschalcks und Brunwardts nahfolgen und dye vaigtdye zo leben ontfangen on eynich gelt dairvan zo heischen, welche, so der fall sich zudroege, dat sei in gescheften der kyrchen vursorghden und bedientten dat ampt eyns vaigdten. Ouch zo wissen, dat wie vorg[escreven] ist die abdissin und convent zo Hirreke vur ieme ußgegeven haven gelt Brunen der der vaigt geweest is, up dat sey desselven Bruynen und eyns iecklichen vaigts ongestim aifdoin sullen. Dairum up dat dan solich nyttich vumemmen der boesen den vurgenanten nicht nachtheilich syn moege, haven wir disse schrift mit updruckong unsers siegeis bekreftight. Diese dingen syn geschien im iair nae der mynschwerdung unsers heren dusent zweyhondert sieven und zwentzich, unsers buschdombs im zweitten iare, dair vill luyde gegenwirdich gewesen und bygestanden haven, wilcher naemen diese syn: Adolff graiff van Altena, Heynrich castellyn van Volmutsten, Bernhard ridderman van Strunkethen, Raboden van Birge, Albert van Hurthe, Arnoldt van Hardenbergh, Herman van der Lipp, Herman marschalck van Halveren, Franck schenck, Herman schultethus Sosatensis, Pilegrimus schriever, Hermannus camerarius zo senct Gereon in Colen, Gozwyn dapifer ader trugsis, Lodwich Daess, Krickwerke und andere vast ville. Transslata est presens copia ex latino in germanicam linguam et concordat cum originali quoad sensum et effectum verborum sine captione salvo, quod certa verba in originali non fuerunt propter vetustatem tam bene legibilia, per me Anthonium Mercatorem ab Horst, publicum et Coloniensi ordinaria authoritate approbatum notarium, quod attestor manu mea propria scripta, salva semper meliori translatione.
Übersetzung
Ins Hochdeutsche übersetzt lautet die Urkunde wie folgt:
Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit, Amen. Heinrich, von Gottes Gnaden Erzbischof der heiligen Kirche zu Köln, allen Christgläubigen, zu welchen diese Schrift kommen wird, zur Ewigkeit.
Weil die Vermessenheit der bösen Ungerechten zum Verderben der Kirchen arbeitet, darum wachet die fromme Vorsicht mit ganzem Ernst dahin auf, dass die Vorhaben der Bösen zurückgedrängt und die guten Ansätze gefördert werden mögen. So sollen die gegenwärtigen erkennen und die zukünftigen wissen, dass, als die Äbtissin und der Konvent Unserer Lieben Frau zu Herdecke (Hirreke) vorsahen, dass ihrer Kirche großer Verderb bevorstünde, weil Bruno, ein rittermäßiger Mann von Stiepel (Stipele), Vogt derselben Kirche zu Herdecke, wider besagte Kirche etwas Böses, wie die Veräußerung der Vogtei, die die Kirche für 40 Mark von demselben Brunen verpfändet hatte, unternommen hatte.
Die vorgesagte Äbtissin und der Konvent, begierig den Stand ihrer Kirche unversehrt zu erhalten, haben mit Rat und Forderung des Herrn Engelbert milder Gedächtnis, Erzbischof zu Köln, unseres Vorgängers, dem genannten Bruynen für dieselbe Vogtei eine Summe Geldes gegeben, indem sie Bürgschaft und Sicherung von demselben Bruynen aufnahmen, dass er bereit wäre, davon alles zu tun, was der vorgesagten Kirche gefällig und angenehm wäre und nützlich und geraten zu sein schien. Darum hat Brunstenus, ein rittermäßiger Mann von Westerem, mit Zustimmung der Kirche dieselbe Vogtei von besagtem Bruynen lehensweise angenommen, bis zu der Zeit, da derselbe Bruyn dieselbe mit Wohlgefallen der Kirche gänzlich wieder zurückgegeben hätte. Auch hat der vorgenannte Brunstenus vermittels seines Eides Bürgschaft geleistet, dass weder er noch seine Erben etwas von der jetzt genannten Vogtei anders tun sollen, als dass es derselben Kirche dienlich und nützlich sein würde.
Danach auch hat derselbe Brunstenus mit Zustimmung und Rat der Kirche solche vorgemeldete Vogtei zu Lehen vergönnt und verliehen an Godschalk, den Bauermann von Halden, und Brunward, desselben Godschalks Bruder, als Dienstleute der vorgenannten Kirche. Und als nun solche Verleihung vorgesagt geschehen ist, haben die drei, nämlich Brunstenus, Godschalk und Brunward, dieselbe Vogtei der vorgesagten Kirche verpfändet für dreihundert Mark mit unserem Konsens und dem derer, die daran belehnt waren, als Adolf, Graf von Altena, Heinrich, Kastellan von Volmarstein (Volmutsten), Bernhard, rittermäßiger Mann von Strunkede (Strunkethe), welche bei der Belehnung und Verpfändung gegenwärtig gewesen und darin begierig genug eingewilligt haben.
Und wir setzen auch zur ewigen Gedächtnis unverbrüchlich zu halten und gehalten zu werden, dass die Verleihung der Vogtei, welche geschehen ist von Brunsteen, Godschalken und Brunwarden, wie vorgesagt, auch ihren Erben geschehen soll im Mangel und der Erledigung des Rechtes, das das Hergewede (Lehenserbe) heischt; sind aber ihre Erben nicht vorhanden, alsdann andere, welche die vorgenannte Kirche wollte, die dann der Kirche Diener sind, sollen in ihr Recht, nämlich Godschalks und Brunwardts, nachfolgen und die Vogtei zu Lehen empfangen, ohne einiges Geld dafür zu fordern, welche, so der Fall sich zutrüge, dass sie in Geschäften der Kirche vorsorgten und das Amt eines Vogtes bedienten.
Auch zu wissen, dass, wie vorgeschrieben ist, die Äbtissin und der Konvent zu Herdecke vor ihm Geld an Brunen, der der Vogt gewesen ist, ausgegeben haben, damit sie denselben Bruynen und jeden Vogtes ungestört abfinden sollen. Darum, damit solches nützliches Vorhaben den Bösen nicht nachteilig sein möge, haben wir diese Schrift mit Aufdruck unseres Siegels bekräftigt.
Diese Dinge sind geschehen im Jahre nach der Menschwerdung unseres Herrn eintausend zweihundert siebenundzwanzig, im zweiten Jahre unseres Bistums, da viele Leute gegenwärtig gewesen und beigestanden haben, deren Namen diese sind:
Adolf, Graf von Altena
Heinrich, Kastellan von Volmarstein (Volmutsten)
Bernhard, Ritter von Strunkede (Strunkethen)
Raboden von Berge
Albert von Hurthe
Arnold von Hardenbergh
Hermann von der Lippe
Hermann, Marschall von Halveren
Frank, Schenk
Hermann, Schultheiß von Soest (Sosatensis)
Pilegrimus, Schreiber
Hermannus, Kämmerer zu Sankt Gereon in Köln
Gozwyn, Dapifer oder Truchsess
Ludwig Daess
Krickwerke und andere sehr viele.
Diese vorliegende Abschrift wurde aus dem Lateinischen in die deutsche Sprache übertragen und stimmt mit dem Original in Sinn und Wirkung der Worte überein, ohne Falschheit, wobei jedoch bestimmte Worte im Original aufgrund des Alters nicht so gut lesbar waren, von mir, Anthonius Mercator aus Horst, einem öffentlichen und von der Kölner ordentlichen Autorität anerkannten Notar, was ich eigenhändig geschrieben bezeuge, stets unter dem Vorbehalt einer besseren Übersetzung.
Literatur
- Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901
Anmerkungen
- ↑ Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901