Kreisstraße 35n
Die Kreisstraße 35n (K 35n) ist eine in Vorbereitung befindliche Kreisstraße in Hamm-Pelkum, die von der Rathenaustraße parallel zum Wiescher Bach zur Kamener Straße verlaufen wird. Sie soll unter anderem der Entlastung der Kamener Straße und der besseren Anbindung des Gewerbegebiets Schieferstraße dienen und mittelfristig den geplanten Multi-Hub Westfalen wie auch das CreativRevier auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Heinrich-Robert mit der geplanten Bundesstraße 63n (B 63n) und darüber mit der Innenstadt und der Bundesautobahn 2 (A 2) verbinden.
Künftige Eigentümerin der Straße ist die Stadt Hamm.[1] Die finale Planung des seit 2009 beschlossenen Straßenbauprojekts befindet sich seit Juni 2025 in der Ausschreibung. Der Bau soll ca. 15 Millionen Euro kosten, wovon die Stadt Hamm gedenkt, 75 % aus Fördermitteln zu decken. Somit betrüge der Eigenanteil 3,3 Mio. Euro.[2]
Begründung
Der Bau der K 35n war bereits seit dem Beschluss 0124/09 des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr vom 8. Dezember 2009 beschlossene Sache[3]. Zur Begründung hieß es:
„Die heutige Weetfelder Straße weist in ihrem nördlichen Abschnitt, beginnend an der Kamener Straße, einen Querschnitt mit einer Fahrbahnbreite von nur 5,50 m auf. Ein Geh- und/oder Radweg ist lediglich im Bereich der Hausnummern 17 bis 41 einseitig vorhanden. Bereits für die heutige Verkehrsbelastung ist dies nicht ausreichend, die Bedingungen für Rad- oder Fußgängerverkehr sollten zur Erhöhung der Verkehrssicherheit verbessert werden.“
— Stadt Hamm[3]
Damit ist das Projekt zeitlich vor den Planungen für den Rangierbahnhof (siehe Multi-Hub Westfalen) oder die einstige Zeche Heinrich-Robert (sie CreativRevier Heinrich-Robert) einzuordnen. Seitdem die Stadt Hamm und DB Cargo planen, den Rangierbahnhof Hamm zu einem tri-modalen Güterdrehkreuz („Multi-Hub“ für Straße, Schienen- und Wasserwege) auszubauen, wird der Bau der B63n und der K35n jedoch noch einmal verstärkt vorangetrieben, um Lkw die Anfahrt zu dem geplanten Terminal zu ermöglichen und dabei eine Überlastung vorhandener Straßen zu vermeiden.
Geschichte
Zunächst befanden sich insgesamt sechs Trassenverläufe (vgl. ↓ Trassierung) im Korridor zwischen dem Daberg und der Weetfelder Straße in der Diskussion. Anfang März 2025 benannte die Stadt Hamm schließlich Variante 6, die entlang des Wiescher Bachs führen sollte, als von ihr favorisierte Variante. Oberbürgermeister Marc Herter begründete den Entscheid wie folgt: „Es gab zum einen eine hohe Zustimmung zu diesem Korridor, zum zweiten spricht die Flächenverfügbarkeit für die Variante.“ Hiermit bezog sich Herter darauf, dass die benötigten Flächen entweder dem Lippeverband oder der Stadt Hamm selbst gehören.[2]
Am 8. April 2025 beriet der Rat der Stadt Hamm über die Vorzugsvariante für den Ausbau von Rathenaustraße und die Errichtung der K 35n. Dabei wurde Variante 6 wenig überraschend mit 52 Ja-Stimmen und vier Gegenstimmen beschlossen:[4]
„Beschluss: 1. Die Führung der K35n von der Kamener Straße über Variante 6 – Wiescher Bach – und Rathenaustraße bis zur Weetfelder Straße wird vorbehaltlich der gesicherten Finanzierung beschlossen.
2. Der Ausbau der Rathenaustraße zwischen K35n und „Auf dem Daberg“ als leistungsfähige Anbindung des Gewerbegebietes Schieferstraße und des Bahngeländes (aktuell geplanter Multi Hub Westfalen) wird vorbehaltlich der gesicherten Finanzierung beschlossen.
3. Die Vergabe der Fachplanungen an entsprechende Fachplanungsbüros wird vorbehaltlich der gesicherten Finanzierung beschlossen.“
Im Sommer 2025 war die Finanzierung des Multi-Hub Westfalen weiterhin ungeklärt. Die Stadt Hamm hielt dennoch an der Planung der K 35n fest, um die Anbindung des Areals langfristig zu sichern. Anfang Juni 2025 schrieb die Stadt Hamm die Planung der beiden erforderlichen Verkehrsanlagen sowie den Anschluss an das [[CreativRevier Heinrich-Robert] europaweit aus. Bieter konnten sich bis zum 24. Juni 2025 bewerben. Die Planungen für die Trasse entlang des Wiescher Bachs fallen zunächst in den Bereich des Lippeverbandes, der im Juni 2025 bereits hiermit begonnen hatte. Er will die Planungen bis Ende 2025 beendet haben.
Der erste Spatenstich für die K 35n findet nach derzeitigem Stand frühestens Anfang 2027 statt. Die Ertüchtigung der Rathenaustraße und der K35n sollen dabei parallel erfolgen.[2]
Trassierung
Zunächst befanden sich insgesamt sechs Trassenverläufe im Korridor zwischen dem Daberg und der Weetfelder Straße in der Diskussion. Hiervon setzte sich die (laut Verkehrsgutachten) verkehrstechnisch effizienteste Variante 6 durch.
Die K35n wird gemäß dieser Variante mit einem Kreisverkehr an der Zufahrt zum CreativRevier Heinrich-Robert an die Kamener Straße angebunden. Von dort soll sie über einen Damm des Wiescherbachs geführt werden und östlich der Brücke über das ehemalige Betonsteinwerk in die Rathenaustraße einmünden. Gemäß geltender Vorgaben wird die Rathenaustraße deswegen zur Kreisstraße heraufgestuft.[2]
Zur Realisierung dieses Straßenverlaufs müsste der Wiescher Bach zwischen Kamener Straße und Rathenaustraße weiter Richtung Daberg verlegt werden.[5] Das Projekt greift damit potenziell in das Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Wiescherbach-Senke“ ein.[3] Allerdings plant der Lippeverband in diesem Bereich ohnehin die Verlegung des Bachs nach Osten[6] und dessen Renaturierung.[2]
Verkehrsbelastung
Die Verkehrsbelastung der K 35n sollte nach ersten, nicht näher spezifizierten Einschätzungen ca. 10.500 Kfz. am Tag betragen, sobald die B 63n vollständig freigegeben ist. Das finale Gutachten wurde am 14. Mai 2024 vorgestellt.[5] Das von der Stadt beauftragte Gutachterbüro Brilon Bondzio Weiser ging hierin davon aus, dass ab 2030 täglich 6.700 Pkw und 600 Lkw die Trasse in der Variante 6 nutzen würden, 500 davon zum Multi-Hub Westfalen. Die Weetfelder Straße und die Kamener Straße im Bereich Daberg würden mit dieser Variante am meisten entlastet.[6]
Laut Westfälischem Anzeiger soll das Verkehrsaufkommen dagegen bis zu 13.000 Fahrzeuge am Tag betragen, so ein Bericht ohne Nennung der Quelle vom Juni 2025.[7]
Umweltschutz
In den obligatorischen Umweltuntersuchungen wurde ein Teich in der Nähe der Firma PreZero als Habitat des Kammmolches klassifiziert, sodass die Straße in diesem Bereich verschwenkt werden muss.[7]
Bürgerbeteiligung
Die Stadt Hamm bemühte sich bei dem Projekt um eine vorausschauende Bürgerbeteiligung. Bislang fanden daher drei sogenannte „Infomärkte“ zu dem Projekt statt (21. Februar 2023, 14. Mai 2024 sowie 21. August 2024). Begleitend wurden alle Projektpräsentationen bzw. Ergebnisse unter hamm.de/k35n zur Verfügung gestellt.
Zum Infomarkt im Mai 2024 erschienen beispielsweise rund 50 Bürger.[6]
Kritik
Die Bürgergemeinschaft gegen die Zerstörung der Weetfelder Landschaft e. V. (BG Weetfeld) opponiert gegen den Bau der K 35n. 2023 wurden auf zwei Feldern auf Anhänger gespannte, permanente Transparente errichtet, mit denen gegen den Bau der B 63n und K 35n geworben wird. Gegenüber dem WA begründete die BG Weetfeld ihren Widerstand unter anderem wie folgt:
„Die Landschaft, die die K 35 n brutal zerschneiden wird, ist reich gegliedert an heckenreichen Strukturen und alten Bäumen. Diese Flächen werden größtenteils rücksichtsvoll extensiv bewirtschaftet, und das seit vielen Jahren. Wird diese Fläche für die K 35n genutzt, zerschneidet sie nicht nur die Lebensräume wild lebender Tiere, sondern gefährdet auch die Existenz der wenigen landwirtschaftlichen Betriebe, die es in unserem Stadtbezirk noch gibt“
— Bürgergemeinschaft gegen die Zerstörung der Weetfelder Landschaft e. V., wa.de vom 5. Mai 2024[5]
Die BG Weetfeld kündigte bereits im März 2025 nach der Empfehlung des Bauvorhabens durch die Bezirksvertretung Pelkum an, gegen die K 35n klagen zu wollen, allerdings erst bei Rechtskraft des Bebauungsplans und sofern die nötigen Gelder für die Prozesskosten eingesammelt werden können.[8]
Sie begründet dies unter anderem damit, „dass hier 14 planungsrelevante seltene Vogelarten und noch mehr sogenannte Allerweltsarten leben. 12 Fledermausarten sind auf der Nahrungssuche festgestellt worden. Dazu kommen mehrere Amphibienarten, wie der Kammmolch und der Laubfrosch, die hier ebenfalls leben. Einige dieser Arten sind vom Aussterben bedroht und werden unter dem Status ‚Streng geschützt‘ geführt.“, so Ulrich Schölermann gegenüber dem Westfälischen Anzeiger. Auch die Untere Naturschutzbehörde empfehle diesen Straßenverlauf nicht.[8] Im Sommer 2025 erneuerte die BG in Person ihres Vorsitzenden ihre Kritik an den Straßenprojekten, da der Multi-Hub Westfalen offenbar als solches nicht finanzierbar sei und der Bau sich zu einem „Wolkenhaus“ entwickelt habe:
„Die Lösung ist nicht, schwere Lkw in Nordwestdeutschland einzusammeln und die Autobahnen um Hamm und die innerstädtischen Straßen mit Schwerlastverkehr zu belasten.“
— Ulrich Schölermann[9]
Weblinks
Offizielle Projektseite der Stadt Hamm
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Stadt Hamm (Hg.): Planungsprozess. In: hamm.de, zul. abgerufen am 7. Mai 2024.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Markus Liesegang: Neue Kreisstraße 35n: Stadt legt Linienführung fest. In: wa.de vom 5. März 2025.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Stadt Hamm (Hg.): Aus- oder Neubau der nördlichen Weetfelder Straße (K 35n) (Pressemitteilung). In: hamm.de, zul. abgerufen am 7. Mai 2024.
- ↑ Stadt Hamm (Hg.): Öffentliche Niederschrift der 26. Sitzung des Rates am Dienstag, 08.04.2025, 16:00 Uhr bis 17:34 Uhr in den Multifunktionsraum [sic!] des Kurhauses, S. 15.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Stefan Gehre: Bis zu 10.500 Fahrzeuge am Tag auf umstrittener Straße in Hamm erwartet. In: wa.de vom 5. Mai 2024.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Stefan Gehre: Woher führt die K 35n? Trasse am Wiescher Bach ist klarer Favorit. In: wa.de vom 15. Mai 2024.
- ↑ 7,0 7,1 Stefan Gehre: Es geht ans Eingemachte: Planung für umstrittene Straße ausgeschrieben. In: wa.de vom 6. Juni 2025.
- ↑ 8,0 8,1 Stefan Gehre: Umstrittene Straße: Klage kommt mit „ziemlicher Sicherheit“. In: wa.de vom 20. März 2025.
- ↑ Stefan Gehre: Straßenbau K 35n: Scharfe Kritik an Multi-Hub-Finanzierung – BG fordert Stopp. In: wa.de vom 3. August 2025.