Urkunde 1200
Erzbischof Adolf von Köln beurkundet im Jahr 1200 den Leibzuchtbrief seines Bruders, des Grafen Arnold von Altena, für dessen Gemahlin Mathilde. Die Urkunde ist nach dem 20. August ausgestellt und erwähnt u.a. den Hof zu Heessen.
Wortlaut
Die Urkunde ist in lateinischer Sprache verfasst. Ihr Wortlaut wird nach dem WUB Band 7 zitiert: [1]
In nomine sancte et individue Trinitatis. Ego Adolphus Dei miseratione sancte Coloniensis ecclesie archiepiscopus universis tam presentibus quam futuris in Christo fidelibus in perpetuum. Quoniam generatio preterit et generatio advenit, memoria eorum, que geruntur ab hominibus, ipsis morientibus sepe perit et quia non minus diuturnitas temporis posteritatem super hiis que aliquando certa fuerunt trahit in dubium, antiquitas felici provisione sanum invenit modum, per quem testium mortalitati per scripturam immortalem subveniretur, ut scilicet in locum testium deficientium ad probandam rei geste seriem succedat fides instrumentorum. Presentis itaque scripti cautione notum facimus, quod frater noster germanus Arnoldus comes in Althena, sue domus curam pia et fideli gerens sollicitudine, paci et quieti uxoris sue illustris matrone Methildis et liberorum suorum, quos de ipsa donante Deo creatore creatorum habuit, studiosissimus invigilavit. Sciens enim et adtendens, quod plerumque non solum inter alienos verum etiam inter proximos dissensionis molesta et intestina excrescit perturbatio, omnem cautelam et sanam securitatis habundantiam uxori et liberis in bonis et bonorum iusticiis studuit preordinare et prescribere, quatenus omnem discordie occasionem etiam mortuus hinc inde posset precidere. In nostra igitur et hominum ac ministerialium suorum presentia iamdictus comes amicorum salubri usus consilio eidem uxori sue in bonis usumfructum iusta et debita sollempnitate paravit presente nimirum et consentiente Everhardo filio utriusque, iam comite, bonorum omnium herede. Subscripte itaque curtes et bona ipsi comitisse M(ethildi) a suo marito, fratre nostro A(rnoldo) comite, usufructuario pro indivisa possessione cum omnibus appendiciis et iusticiis suis sunt assignate: curtis que dicitur Hesnen, curtis Elverthagen, curtis in Beke, due curtes in Elseyge, curtis in Burgele, curtis in Botberg, curtis in Mekelenbeke, decima in Herbede, due domus ibidem. Et sciendum, quod prescripta bona debito iure ac legitima iusticia eidem comitisse in usumfructum sunt intitulata, eo quod de pecunia ipsius sunt comparata. Preterea ut eadem comitissa post mortem mariti Deo si vellet in viduali conversatione securius servire et pro anima defuncti largiores elemosinas posset largiri, idem comes de bonis allodii sui que vel hereditario iure tenebat vel fideli vendicatione conquisierat, subscriptas curtes usufructuario ipsi sollempniter assignavit scilicet curtim Sverte, curtim in Mulnheim, curtim in Stirheim, curtim in Wanemale, consentiente et plene favente filio comite Everhardo. Verum quia curtim in Stirheim nobis accommodam providimus et eam nostro iuri consentientibus heredibus iuste recompensationis estimatione acquisivimus, et quia curtis Mekelenbeke proxima est Castro Ysenberg et curtis Hesnen que lege patrimonii comitisse pertinebat vicina est Novo ponti, visum est comiti et suis fidelibus, quod has curtes post mortem suam propter vicina castra comitissa in quieta possessione non posset optinere. Quapropter, quia secundo uxori sue M(ethildi) sollempnitate qua debuit usumfructum paravit, pro hiis tribus curtibus videlicet Stirheim, Hesnen, Mekelenbeke, curtim in Hagen usufructuario asscripsit de predictis nichil aliud inmutans sed iteratione corroborans, filium etiam contestans et sub salute anime sue commonefaciens, quatenus, si Deo iubente ipse prior carne excederet, ipsam matrem suam in quieta ususfructus possessione sicut promiserat esse permitteret. Porro ut presens pagina robur firmitatis optineat, sigillo nostro impressimus ipsam. Testes huius rei sunt: Herimannus nobilis de Althena, Everhardus burgravius, Hinricus, Engelbertus, Herimannus dapifer, Adolphus Colve, Ricbertus de Sverte, Giselerus, Ricbertus filii eins, Hinricus Rumescutele et alii quam plures. Datum anno incarnationis Domini M.°C°C., pontificatus nostri septimo.
Übersetzung
Die Übersetzung der Urkunde ins Deutsche lautet:
Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Ich, Adolf, von Gottes Gnaden Erzbischof der heiligen Kölner Kirche, an alle Gläubigen Christi, sowohl gegenwärtige als auch zukünftige, auf ewig.
Da eine Generation vergeht und eine andere kommt, vergeht die Erinnerung an die menschlichen Taten oft mit dem Tod der Menschen selbst. Und weil die Dauer der Zeit die Nachwelt nicht weniger über Dinge in Zweifel zieht, die einst gewiss waren, hat die Weisheit des Altertums einen gesunden Weg gefunden, durch den der Sterblichkeit der Zeugen durch eine unsterbliche Schrift Abhilfe geschaffen werden konnte, so dass an die Stelle der fehlenden Zeugen zur Beweisführung des Geschehenen die Glaubwürdigkeit der Urkunden tritt.
Durch die Gewährleistung dieses Schreibens machen wir also bekannt, dass unser leiblicher Bruder, Arnold, Graf von Altena, die Sorge um sein Haus mit frommer und treuer Umsicht führte und sich eifrig um den Frieden und die Ruhe seiner erhabenen Gemahlin, der edlen Frau Mechthild, und seiner Kinder, die er von ihr, dem schaffenden Gott sei Dank, hatte, bemühte. Er wusste und beachtete nämlich, dass oft nicht nur unter Fremden, sondern auch unter Verwandten lästige und innerliche Störungen des Friedens entstehen, und bemühte sich, seiner Frau und seinen Kindern alle Vorsichtsmaßnahmen und einen gesunden Überfluss an Sicherheit in Gütern und in den Rechtsansprüchen an Gütern vorzuschreiben und festzulegen, damit er, auch im Tode, jede Ursache von Zwietracht von beiden Seiten abschneiden konnte.
In unserer Anwesenheit und der Anwesenheit seiner Männer und Ministerialen hat der bereits genannte Graf, unter Anwendung des heilsamen Rates von Freunden, seiner besagten Frau den Nießbrauch an Gütern mit gerechter und gebührender Förmlichkeit bereitet, wobei der gemeinsame Sohn Everhard, nunmehr Graf und Erbe aller Güter, anwesend war und zustimmte.
Folgende Höfe und Güter wurden somit der Gräfin Mechthild von ihrem Ehemann, unserem Bruder Graf Arnold, als Nießbrauch für ungeteilten Besitz mit allen Zubehörungen und Rechten zugewiesen:
Der Hof namens Heessen (Hesnen).
Der Hof Elverdissen (Elverthagen).
Der Hof in Beke.
Zwei Höfe in Elsey.
Der Hof in Burgelin (Burgele).
Der Hof in Bottrop (Botberg).
Der Hof in Mecklenburg (Mekelenbeke).
Der Zehnt in Herbede (Herbede).
Zwei Häuser ebenda.
Und es ist zu wissen, dass die vorgeschriebenen Güter der genannten Gräfin rechtmäßig und mit gerechtem Anspruch zum Nießbrauch übertragen wurden, weil sie mit ihrem eigenen Geld gekauft worden waren.
Des Weiteren, damit dieselbe Gräfin nach dem Tod ihres Mannes, wenn sie wollte, im Witwenstand sicherer Gott dienen und für die Seele des Verstorbenen großzügigere Almosen geben könnte, hat derselbe Graf aus den Gütern seines Allods, die er entweder erbrechtlich besaß oder durch treue Erwerbung erworben hatte, der genannten Frau feierlich die unten genannten Höfe zum Nießbrauch zugewiesen, nämlich:
Den Hof Schwerte (Sverte).
Den Hof in Mülheim.
Den Hof in Stirpe (Stirheim).
Den Hof in Wannemich (Wanemale). Dabei stimmte der Sohn Graf Everhard vollumfänglich zu und begünstigte dies.
Da wir aber den Hof in Stirpe für uns passend befanden und ihn mit Zustimmung der Erben durch eine gerechte Entschädigung unserem Recht erworben haben, und da der Hof Mecklenburg nahe der Burg Iserberg liegt und der Hof Heessen, der der Gräfin von Rechts wegen als Patrimonium zustand, nahe Nienbrügge (Novo Ponte) liegt, schien es dem Grafen und seinen Getreuen, dass die Gräfin diese Höfe nach seinem Tod wegen der benachbarten Burgen nicht in ruhigem Besitz halten könnte. Deshalb, weil er seiner Frau Mechthild zum zweiten Mal den Nießbrauch mit gebührender Förmlichkeit bereitet hat, hat er für diese drei Höfe, nämlich Stirpe, Heessen, Mecklenburg, den Hof in Hagen zum Nießbrauch zugeschrieben, ohne an den oben genannten Dingen etwas anderes zu ändern, sondern sie durch Wiederholung zu bekräftigen. Er hat auch den Sohn bezeugt und unter dem Heil seiner Seele ermahnt, dass er, wenn Gott es befiehlt und er selbst zuerst aus dem Fleisch scheidet, seine Mutter in ruhigem Nießbrauchsbesitz belassen möge, wie er es versprochen hatte.
Um nun dieses Schreiben zu bekräftigen, haben wir es mit unserem Siegel versehen.
Zeugen dieser Sache sind:
Hermann, Edelherr von Altena.
Everhard, Burggraf.
Heinrich.
Engelbert.
Hermann, Truchsess.
Adolf Kolbe.
Richbert von Schwerte.
Giselher.
Richbert, dessen Söhne.
Heinrich Rumeskötel.
und sehr viele andere.
Gegeben im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1200, im siebten Jahr unseres Pontifikats.
Bemerkungen
Neben Heessen wir auch der Ort Novo Ponte erwähnt. Es handelt sich dabei um die Burg und Stadt Nienbrügge an der Lippe auf dem heuitgen Gebiet der Stadt Hamm.
Literatur
- Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901
Anmerkungen
- ↑ Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901