Ludwig Bänfer
Ludwig Bänfer (* 9. Dezember 1878 in Göttingen; † 29. August 1959 in Hamm) war Volksschullehrer und Direktor des Gustav-Lübcke-Museums in Hamm.
Familie
Ludwig Bänfer ist der Sohn des Justizbeamten Christian Bänfer und dessen Ehefrau Dorette Börgener. Bänfer heiratete am 5. Juni 1919 Marie Vorweg aus Dinker. Aus der Ehe gehen zwei Söhne, Carl und Hans, hervor.
Leben
Bänfer besuchte die Volks- und Rektoratsschule in Berleburg, anschließend ab 1893 die Prädarandenanstalt in Laasphe, um sich auf die Lehrerprüfung vorzubereiten. Die Lehrerausbildung am evangelischen Lehrerseminar in Gütersloh schloss sich ab 1896 an. 1899 legte er die Lehrerprüfung ab und wurde noch im selben Jahr zum Lehrer bestellt. Ab 1. April 1901 hatte Bänfer eine feste Lehrerstelle in Hamm inne (evangelische Ostschule), war aber schon seit 1897 als Lehrer in Hamm tätig. So trat er am 19. Juli 1897 dem Kreislehrerverein Hamm bei.
Ab 1912 studierte Bänfer für 5 Semester an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Kunstgeschichte, Geologie und Mineralogie, Chemie und Physik als Vorbereitung auf seine Mittelschullehrerprüfung.
1916 nahm Ludwig Bänfer an den Verhandlungen zum Erwerb der Sammlungen Gustav Lübckes maßgeblich teil. Von 1917 bis 1924 war er nebenamtlich dessen Assistent. Ab 1924 wurde er hauptamtlich für das Museum tätig. Er entwickelte den Schwerpunkt der Heimatgeschichte und der Volkskunde für das Museum. Auch erweiterte er das Museum um eine vorgeschichtliche Abteilung. Am 31. Mai 1945 trat Bänfer in den Ruhestand.
Bänferstraße
Nach Bekanntwerden der nationalsozialistischen Vergangenheit von Ludwig Bänfer im Januar 2017 erwägte die Stadt Hamm eine Umbenennung der Bänferstraße. Eine Rückbenennung in den alten Namen Körnerstraße war nicht möglich, da es eine Körnerstraße in Bockum-Hövel gibt.
Im Februar 2018 fordert die Linkspartei die Bänferstraße nach Kurt Julius Goldstein zu benennen.
In der Beschlussvorlage der Verwaltung 1488/18 vom 24. April 2018 wurde vorgeschlagen, die Bänferstraße in Gersonstraße umzubenennen. Die Umbenennung sollte am 9. Mai in der Sitzung der Bezirksvertretung Hamm-Mitte beschlossen werden. Dies wurde auch entsprechend am 9. Mai 2018 beschlossen.
In der Bezirksvertretung Hamm-Mitte wurde Einigkeit erzielt, dass die Bänferstraße in Gersonstraße umbenannt werden soll. Eine zuvor eingerichtete Forschungsgruppe hat Bänfers Verstrickungen zum Nationalsozialismus nachgewiesen.
Gegen diese Umbenennung hat die Verwaltung keine Einwände.
Hintergrund zur Familie Gerson:
Hermann Gerson (1833–1914), er eröffnete als erster in Hamm am 1. September 1855 ein Wechsel-, Bank- und Effektengeschäft. 1863 wurde er zum Magistratsmitglied gewählt. Seit 1861 gehörte er dem Vorstand des Wissenschaftlichen Vereins an. In der Clubgesellschaft bekleidete er über 50 Jahre das Amt eines Revisors und war von Anfang an stellvertretender Vorsitzender. Außerdem war er Mitbegründer der Bad-Hamm-A.G. und im Aufsichtsrat tätig. Anlässlich seiner goldenen Hochzeit errichtete er am 27. Juli 1911 die Hermann-Gerson-Stiftung zur Unterstützung von bedürftigen Hammer Bürgerinnen und Bürgern.
Sein Sohn Max Gerson (1862–1910) übernahm die Leitung des Bankhauses (Bankhaus Max Gerson & Co.). Außer seiner Tätigkeit als Aufsichtsrat bei verschiedenen Hammer Firmen war er von 1902 bis zu seinem Tod Stadtverordneter in Hamm. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des lokalen Hilfskomitees zur Sammlung von Spenden für die Hinterbliebenen des Radbod-Unglücks 1908, gegründet am 16. November 1908. Seine Witwe Bertha Gerson (1868-1943) kam am 23. September 1943 in Theresienstadt ums Leben.
Max Gerson und sein Sohn Ernst (1862-1945), zuletzt Oberlandesgerichtsrat und Notar in Hamm, waren Gründungsmitglieder des Ruderclub Hamm, gegr. 1890. Ernst Gerson war vom 15.1.1910 bis 30.1.1923 Erster Vorsitzender des Ruderclubs. Von 1907 bis 1933 war Ernst Gerson Ausschussmitglied im Deutschen Ruderverband und Schiedsrichter in vielen nationalen und internationalen Regatten. Er und seine Frau Charlotte konnten 1939 nach Schweden auswandern.[1]
Am 5. Oktober fand die offizielle Umbenennung und Einweihung des neuen Straßenschildes im Beisein von Angehörigen der Familie Gerson statt.
Veröffentlichungen
Bücher
- Das Museum als Bildungsstätte. Hamm : Gustav-Lübcke-Museum, 1929
- Der Heimatraum des Stadt-Kreises. Hamm : Gustav-Lübcke-Museum, [um 1929]
- Ein Rundgang durch die Sammlungen. Hamm : Gustav-Lübcke-Museum, 1930
- Schule und Museum. Iserlohn : Wichelhoven, 1931
Aufsätze (Auswahl)
- Aufbau und Entstehung des Lippegrundes. In: Heimatkalender für Kreis und Stadt Hamm, Unna und Kamen für das Jahr 1925. S. 105-107
- Die geologischen Verhältnisse des Stadtgebietes. Ein Beitrag zur Geologie des Lippetales. In: 700 Jahre Stadt Hamm (Westf.). Hamm 1926. S. 11-26.
- Haus Oberwerries bei Hamm. In: Westfälischer Heimatkalender. [1.] 1944: Münsterlander Heimatkalender 6. u. 7. Jg. S. 100-101.
- Bauopfer im alten Hamm. In: Westfälische Heimatblätter. 1950, Nr. 1. S. 3-4
- Die Humburg an der Lippe - Erdwerk aus dem hohen Mittelalter. Ein gutes Beispiel für hundert Jahre westfälischer Bodenforschung. In: Heimat am Hellweg. Kalender 1955. S. 47-53
- Gräften als Sicherung des Hofes. Beobachtungen auf zwei alten Gräftenhöfen in Braam-Ostwennemar und Rottum. In: Heimat am Hellweg. Kalender 1956 für Hamm und den Landkreis Unna. S. 152-156
- Die Befestigung der Burg Mark. In: Heimat am Hellweg. Kalender 1957 für Hamm und den Landkreis Unna. S. 32-37
- Nach den Kriegern kamen die Händler. Zeugnisse der Völkerwanderung im Hellweggebiet. In: Heimat am Hellweg. Kalender 1959 für Hamm und den Landkreis Unna. S. 31-36
- Vom Burghügel zum Gräftenhof im Kreise Beckum. In: Heimatkalender 1959 für den Kreis Beckum. S. 79-86
- Um das Jahr 1000: Vom Burghügel zum Gräftenhof. In: Heimat am Hellweg: Kalender 1960 für Hamm und den Landkreis Unna. S. 29-32
Literatur
- Susanne Birker: 150 Jahre archäologische Forschungen in Hamm. Von Moritz Friedrich Essellen zu Rose Löbke, in: Zeitspuren. Die Anfänge der Stadt Hamm, hrsg. von Georg Eggenstein – Ellen Schwinzer, Bönen 2001, S. 112-120, bes. S. 117-118 (Biographie).
- Friedhelm Kaiser: Ein Leben aus Forschung und Lehren. Zum 80. Geburtstag Ludwig Bänfers: Anerkennung und Dank, in: Heimat am Hellweg. Kalender 1959, S. 129-130.
- Friedhelm Kaiser: Schmerzlicher Abschied von Ludwig Bänfer. Nachruf auf einen unvergeßlichen Freund der Heimat am Hellweg, in: Heimat am Hellweg. Kalender 1960, S. 33.
- Maria Perrefort, Ellen Schwinzer: 10 Jahre Neubau Gustav-Lübcke-Museum. Das Museum auf Wanderschaft - eine Zeitreise zu den Stationen der Sammlung, Hamm 2003.
- Herbert Zink: Das Städtische Gustav-Lübcke-Museum in Hamm, Hamm 1981.
- ↑ Aus der Beschlussvorlage der Verwaltung 1488/18