THTR-300: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Bild:Luftbild_Kraftwerk_Westfalen.jpg|thumb|right|THTR Gelände mit dem Kraftwerk Westfalen]] | [[Bild:Luftbild_Kraftwerk_Westfalen.jpg|thumb|right|THTR Gelände mit dem Kraftwerk Westfalen]] | ||
Das Kernkraftwerk '''THTR-300''' (Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor) war ein heliumgekühlter Hochtemperaturreaktor mit einer elektrischen Leistung von 300 Megawatt. Er lag im Stadtbezirk Hamm-Uentrop (Stadtteil Schmehausen) | Das Kernkraftwerk '''THTR-300''' (für ''Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor'') war ein heliumgekühlter Hochtemperaturreaktor mit einer elektrischen Leistung von 300 Megawatt. Er lag im Stadtbezirk Hamm-[[Uentrop]] (Stadtteil [[Schmehausen]]). Nachdem am Versuchsreaktor AVR (Jülich) das Funktionsprinzip des Hochtemperaturreaktors in Kugelhaufen-Bauweise erprobt worden war, wurde der THTR-300 als Prototyp für die kommerzielle Nutzung von Hochtemperaturreaktoren (HTR) gebaut. Er wurde [[1983]] in Betrieb genommen und im September [[1989]] endgültig stillgelegt. | ||
== Brennelemente und Reaktorkern == | == Brennelemente und Reaktorkern == | ||
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Bereits 1982 plante eine Firmengruppe aus Brown, Boveri & Cie. und Hochtemperatur Reaktorbau GmbH (HRB) mit dem HTR-500 einen Nachfolger des THTR-300 mit einer thermischen Leistung von 1.250 Megawatt und einer elektrischen Leistung von 500 Megawatt. | Bereits 1982 plante eine Firmengruppe aus Brown, Boveri & Cie. und Hochtemperatur Reaktorbau GmbH (HRB) mit dem HTR-500 einen Nachfolger des THTR-300 mit einer thermischen Leistung von 1.250 Megawatt und einer elektrischen Leistung von 500 Megawatt. | ||
In unmittelbarer Nachbarschaft des THTR-300 | In unmittelbarer Nachbarschaft des THTR-300 lag das [[Kraftwerk Westfalen]]. Neben dem THTR-300 sollte das ''Kernkraftwerk Hamm'' gebaut werden. Der Plan wurde jedoch verworfen. | ||
== Auswirkungen der Stilllegung auf die HTR-Entwicklung == | == Auswirkungen der Stilllegung auf die HTR-Entwicklung == | ||
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Aufgrund der sehr reservierten Haltung der deutschen Energieversorger und der reaktorbauenden Industrie gegenüber Kugelhaufenreaktoren, die wesentlich durch den Misserfolg des THTR-300 verursacht ist, hat es nach dem THTR-300 keinerlei Renaissance dieser Technologie in Deutschland gegeben. Dennoch gibt es in Deutschland für Kugelhaufenreaktoren noch eine Lobby, zu der u. a. die Werhahn-Gruppe, die LaRouche-Bewegung und einzelne konservative Politiker speziell aus Nordrhein-Westfalen zählen. Strittig innerhalb der Kugelhaufenlobby ist die Bewertung des THTR-300: Während eine Gruppe große technische Schwierigkeiten beim THTR-300 und ihren Einfluss auf die Stilllegung einräumt sowie ein prinzipiell anderes Konzept verlangt, sehen andere im THTR-300 insgesamt einen Erfolg und sprechen von "rein politisch bedingter Stilllegung". | Aufgrund der sehr reservierten Haltung der deutschen Energieversorger und der reaktorbauenden Industrie gegenüber Kugelhaufenreaktoren, die wesentlich durch den Misserfolg des THTR-300 verursacht ist, hat es nach dem THTR-300 keinerlei Renaissance dieser Technologie in Deutschland gegeben. Dennoch gibt es in Deutschland für Kugelhaufenreaktoren noch eine Lobby, zu der u. a. die Werhahn-Gruppe, die LaRouche-Bewegung und einzelne konservative Politiker speziell aus Nordrhein-Westfalen zählen. Strittig innerhalb der Kugelhaufenlobby ist die Bewertung des THTR-300: Während eine Gruppe große technische Schwierigkeiten beim THTR-300 und ihren Einfluss auf die Stilllegung einräumt sowie ein prinzipiell anderes Konzept verlangt, sehen andere im THTR-300 insgesamt einen Erfolg und sprechen von "rein politisch bedingter Stilllegung". | ||
== | == Abriss == | ||
Der THTR-300 war mit dem damals größten Trockenkühlturm der Welt ausgerüstet. Am 10. September 1991 wurde der Kühlturm gesprengt. Der Plan, ihn als technisches Denkmal zu erhalten, scheiterte an den Kosten. | Der THTR-300 war mit dem damals größten Trockenkühlturm der Welt ausgerüstet. Am 10. September 1991 wurde der Kühlturm gesprengt. Der Plan, ihn als technisches Denkmal zu erhalten, scheiterte an den Kosten. | ||
Das seit 1989 stillgelegte Kraftwerk befindet sich weiter im sicheren Einschluss: Alle Brennelemente wurden entfernt, verstrahlte Elemente der Anlage sind durch einen Betonbehälter versiegelt. Das ehemalige Kraftwerk soll ab 2030 über einem Zeitraum von zehn Jahren abgerissen werden. Hierfür waren ursprünglich Kosten von 350 Millionen Euro avisiert. Auf Anfrage der Grünen Landtagsfraktion benannte die NRW-Landesregierung 2021 unterdessen Gesamtkosten von über 750 Millionen Euro.<ref name="dpa24"/> | |||
Im Sommer 2024 wurde über 2023 unter dem Aktenzeichen 10 O 59/23 eingereichte Feststellungsklage der Betreibergesellschaft HKG vor dem Landgericht Düsseldorf verhandelt. Die Gesellschaft forderte, dass Bund und Land die Kosten für den Rückbau übernehmen sollen, und berief sich dabei auf einen 1989 geschlossenen Rahmenvertrag sowie drei Ergänzungsvereinbarungen. In dem Rechtsstreit ging es, so der Vorsitzende, im Wesentlichen um die im ersten Rahmenvertrag enthaltene Formulierung „Fehlbeträge werden geregelt“.<ref name="dpa24">DPA: [https://www.wa.de/hamm/uentrop-ort370525/hamm-atom-meiler-kraftwerk-bezahlen-abriss-kosten-gericht-entscheidung-streit-93170822.html ''Wer muss Atom-Abriss in Hamm bezahlen? Gericht entscheidet'']. In: wa.de vom 5. Juli 2024.</ref> Das Landgericht Düsseldorf entschied im August 2024, dass das Land NRW und der Bund die Kosten nicht übernehmen müssen. Durch das Urteil steht die HKG vor der Insolvenz, so NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne).<ref>mamk/Reuters/dpa-AFX/AFP: [https://www.spiegel.de/wirtschaft/mona-neubaur-kosten-fuer-abriss-vom-akw-hamm-uentrop-soll-der-bund-uebernehmen-a-8104855c-8b6e-48a5-b0c3-0a05ec8a96ba ''Kosten für Abriss von AKW Hamm-Uentrop soll der Bund übernehmen'']. In: Spiegel.de vom 5. September 2024.</ref> | |||
== Presseberichte == | == Presseberichte == |